24.07.2025
Das Rendez-vous 2025: Fremde [und] Heimat
Die Themen Migration und Integration prägen die Debatten und politischen Auseinandersetzungen in Deutschland und vielen anderen Ländern seit Jahren. Sie bilden dabei leider allzu oft den Nährboden dafür, dass Ressentiments und Ängste geschürt und gesellschaftliche Spaltungen verschärft werden. Ein Denken und Sprechen in den Kategorien »Wir« gegen »Die« greift um sich. Ein geschlossenes, rückwärtsgewandtes Verständnis von Heimat und der Wunsch nach Abwehr des ‚Fremden› gewinnt bei zu vielen Menschen an Attraktivität.
In Vergessenheit gerät dabei allzu schnell, dass Migration schon immer zur Geschichte der Menschheit gehört, und dass auch die modernen Nationalstaaten und die westlichen Demokratien lange Geschichten des Ein- und Auswanderns, Zu- und Wegziehens, Ankommens und Weggehens haben. In den seltensten Fällen sind diese Bewegungen großer Menschengruppen freiwillig. Armut, Naturkatastrophen, Kriege und Konflikte, Verfolgung und Vertreibung sind seit Jahrhunderten die häufigsten Ursachen dafür, dass Menschen ihre Heimat verlassen und anderswo eine neue suchen. Ob und wie leicht sie eine finden können, ist oft nicht ausgemacht.
Andererseits sind es aber auch Neugier und Entdeckungsdrang oder Handel und kultureller Austausch, die Menschen in Bewegung setzen und den Blick in ferne Länder richten lassen. Der moderne Tourismus hat aus dieser Sehnsucht nach der Fremde sogar ein Geschäft gemacht. Kolonialismus macht hingegen aus solcher Neugier einen Eroberungsdrang – Unterwerfung und Vertreibung von »Fremden« aus ihrer eigenen Heimat sind in der Geschichte allzu oft die Folge davon.
Verschiedene Bilder von Heimat und Zugehörigkeit, Ferne und Fremde begleiten all diese Migrationsgeschichten. Oft sind es sprachliche, kulturelle oder religiöse Unterschiede, die den Umgang mit Heimat und Fremde prägen – sehr oft in Form von Furcht, Vorurteilen, Abschottung oder Überlegenheitsgefühl gegenüber den ‚Anderen›. Außerdem können Prozesse des technischen Fortschritts und gesellschaftlichen Wandels dazu führen, dass Menschen sich in ihrer Heimat zunehmend fremd fühlen – Nostalgie und Romantisierung der Heimat können die Folgen sein.
Gerade für Demokratien ist es daher wichtig, einen Umgang mit »Fremde (und) Heimat« zu finden, die dem offenen und pluralen Charakter unserer Gesellschaften gerecht wird. Wie kann das gelingen – auch in Auseinandersetzung mit der Geschichte von Flucht und Vertreibung, Arbeits- und Wohlstandsmigration, Auswandern und Einwandern in Deutschland, während seiner Teilung und in Europa?
Dieser Frage geht das 17. Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte in einer Vielzahl von Veranstaltungen und Formaten unter dem Motto »Fremde (und) Heimat« nach. Wir laden Sie herzlich ein, gemeinsam mit ExpertInnen aus der Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit über freiwilliges oder unfreiwilliges Weggehen und Ankommen in der Geschichte ins Gespräch zu kommen. Wie ist unsere Migrationsgesellschaft geworden, wie sie heute ist, und wie können wir sie demokratisch ausgestalten? Diskutieren Sie mit!
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
Das Programm wird ab Herbst 2025 auf der Webseite veröffentlicht.
Das Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte 2025 wird gefördert von der Stiftung Orte der Deutschen Demokratiegeschichte, dem TMBWK, der Stadt Weimar, der Sparkasse Mittelthüringen und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen sowie der Weimarer Wohnstätte.