Tage der Geschichte
01.11.2025, 14.00 Uhr · VHS Weimar · Vortrag
HeimatLOS. Die Geschichte der Sinti in der DDR
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Das Wort »HeimatLOS« verweist auf die Zufälligkeiten, mit der sich an einem Ort Ankommende sicher und respektiert fühlen, wo sie sich und das Gemeinwesen fördern und entfalten können. Das Los der überlebenden Sinti in der DDR scheint dem jener vergleichbar zu sein, die nach 1945 durch die Verschiebung der Grenzen gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen. Traditionell wird den Sinti angedichtet, gern unterwegs zu sein, weshalb das Leben in Behelfsunterkünften und Baracken, in Wagen und im Wald zu ihnen zu passen scheint, was jedoch auf Vorurteilen beruht.
Denn wenig bekannt ist, dass die meisten Sinti an festen Wohnsitzen integriert waren, bevor sie in Nazideutschland seit 1938 in Camps am Rande der Städte gezwungen, zu Staatenlosen erklärt und ihrer Ressourcen beraubt wurden. Von dort wurden sie nach Auschwitz, Buchenwald oder Mittelbau-Dora verschleppt, wo die meisten ihrer Familien umgebracht wurden. Nur ein Bruchteil von ihnen überlebte, schwer beschädigt an Leib und Seele. Über die Zeit nach 1945 ist wenig bekannt, zumal sich die DDR-Autoritäten mit dem Klischee des Antifaschismus ihrer Verantwortung für humanitäres Handeln oftmals entledigten. Der gesunde, unbeschränkt arbeitsfähige »sozialistische Mensch« war gefragt, was mit dem Bild des »Kämpfers gegen den Faschismus« korrespondierte. Dem entsprachen die Sinti in der Regel nicht, zumal sie von den Nazis als »asozial« stigmatisiert worden waren. Nach 1945 aktualisierte sich diese Zuschreibung, so dass sie eine »zweite Verfolgung« erdulden mussten, die auch die Chancen der Nachgeborenen erneut schmälerte.
So ist zu fragen, welche Ressourcen die Sinti nutzen konnten, um ihre alte oder eine neue Heimat zu finden. Nicht zuletzt stellt sich die Frage, was wir heute tun können, um dem wachsenden Antiziganismus zu begegnen. Nach einem historischen Input öffnen wir das Gespräch für das Publikum.
- Dr. Katharina Lenski ist Historikerin, Soziologin und Erziehungswissenschaftlerin. Sie ist Habilitationsstipendiatin im Exzellenzprogramm der FSU Jena und publiziert u.a. zum Stigma »Asozialität« im 19. und 20. Jahrhundert.
Ort: VHS am Graben (Raum 304)
In Kooperation mit Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und der VHS.