01.11.2025, 13.00 Uhr · Kulturzentrum mon ami · Vortrag, Gespräch & Szenische Lesung
Niemandsleute im Niemandsland
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1940 veröffentlichte Renée Brand im Schweizer Exil den Roman »Niemandsland«. Ihre Protagonisten, eine Handvoll Menschen, die aus Deutschland ausgewiesen wurden oder geflohen waren, hausen auf einem Feld zwischen zwei Grenzzäunen, da Deutschlands Nachbar ihnen die Einreise verwehrt. Brand ließ sich beim Schreiben vom Schicksal jüdischer Menschen inspirieren, die 1938 nach ihrer Ausweisung aus Deutschland oder der Slowakei an der deutsch-polnischen bzw. slowakisch-ungarischen Grenze gestrandet waren.
Heute wiederholt sich diese Geschichte an den europäischen Außengrenzen. In den letzten Jahren hat das Europäische Parlament immer wieder sogenannte Pushbacks verurteilt, und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat in zahlreichen Einzelentscheidungen die staatliche Praxis für unrechtrechtmäßig erklärt. Doch die Weigerung, Asylgesuche entgegenzunehmen, und die Zurückschiebung von Menschen, die Schutz in Europa suchen, ist inzwischen die Regel. Allein im vergangenen Jahr zählten Menschenrechtsorganisationen über 120.000 Pushbacks an den Außengrenzen Europas. Und da die Länder, in die Schutzsuchenden zurückgeschoben werden, oft nicht bereit sind, sie aufzunehmen, ist Brands Text über »Niemandsleute im Niemandsland« und eine »Sphäre der absoluten Indifferenz« heute so aktuell wie 1940.
Gäste:
- Prof. Dr. Klaus Neumann war bis 2022 Professor für Geschichte in Melbourne. Geforscht hat er unter anderem zu Fragen historischer Gerechtigkeit und über Erinnerungspolitik. Er ist Autor mehrerer preisgekrönter Bücher (auf Englisch) über Asyl- und Flüchtlingspolitik. Sein erstes Buch auf Deutsch, »Blumen und Brandätze« über den Umgang mit Geflüchteten im Westen Hamburgs und im Südosten Sachsens, erschien vor einem Jahr.
- Julia Maronde ist Schauspielerin aus Erfurt und liest ausgewählte Passagen aus dem Roman »Niemandsland« von Renée Brand.
Moderation:
- N.N.