2020
Rebellieren und Regieren – Das Rendez-vous im Radio und auf der Straße
Auch während der Corona-Pandemie fand unser Festival statt, wobei wir die Formate an die Gegebenheiten anpassten: Eine Ausstellung auf Weimars Straßen zeigte Rebellen und ihre Biografien, Podien wurden kurzerhand ins Radio verlegt und auf Radio Lotte, Radio Frei und MDR gespannt mitverfolgt. Zudem produzierten wir eigens einen Film zum Thema »Rebellieren und Regieren«, der bei gutem Wetter (im Sommer 2021) an die Außenwand des Bauhaus-Museums projiziert wurde.
In der Geschichte wie in der Gegenwart bewegen sich Rebellionen im Spannungsfeld von politischer, ökonomischer und sozialer Herrschaft und dem Widerstand dagegen. Dabei wandeln sich auch die Formen des Rebellierens – sie reichen von der offenen Gewalt bis zum zivilen Ungehorsam unter ausdrücklichem Gewaltverzicht. Als Widerstand gegen Ungerechtigkeit hat die Rebellion heute oftmals die Gunst des Publikums auf ihrer Seite. Umgekehrt lässt sich aber auch fragen: Ist Regieren immer schlecht? Oder was macht gutes Regieren aus, so dass Rebellionen dagegen gar nicht erst nötig werden?
Ausstellung im öffentlichen Raum
Auf 11 Stelen wurden 15 Biografien ausgewählter »Rebellen und Regierender« präsentiert, deren Lebensweg nach und durch Weimar führte. All diese Menschen waren starke Charaktere, die für ihre Ideale und Überzeugungen lebten, stritten und kämpften. Die einen subtil künstlerisch wie Gabriele Reuter, Hoffmann von Fallersleben oder Johannes Daniel Falk, die anderen durch zivilen Ungehorsam wie Pfarrer Alexander Wessel oder Kurt Nehrling; wieder andere durch offenen Aufruhr wie Rosa Luxemburg. Ein QR-Code auf der Stele führte zu originalen Tonaufnahmen, nachgesprochenen Brieffragmenten und Fotos. So entstanden Einblicke in die Biographien der Männer und Frauen und in die Beweggründe für ihre »Rebellion« bzw. ihre Form des Regierens.
Impressum
Kuratorinnen: Franka Günther, Dr. Nora Hilgert
Sprecher der Audio-Texte: Regine Heintze und Detlef Heintze (Weimar)
Grafische Gestaltung: Katrin Niemann, Wildwechsel Design
Produktion: pigmentpol Thüringen
Diskussionen im Radio
Die Person des Rebellen Theodor Neubauer und »Das tolle Jahr von Erfurt«
Gespräch mit apl. Prof. Dr. Ulman Weiß (Erfurt) | RADIO F.R.E.I
Der Rebell an der Macht? Ein Gespräch mit Bodo Ramelow
Das Gespräch führt die Historikerin und Autorin Dr. Nora Hilgert (Weimar) | RADIO LOTTE
Der »kleine Mann« als Rebell?
Ein Gespräch über den vermeintlichen Durchschnittsmenschen und unser aller Macht zur Rebellion mit Prof. Dr. Dirk van Laak (Leipzig) und Dr. Anna Schober-de Graaf (Klagenfurt) | RADIO F.R.E.I.
Wie geht gutes Regieren und wie legitim sind Rebellionen?
Ein internationaler Vergleich (USA, Frankreich, Deutschland) mit Prof. Dr. Michael Dreyer (Jena), Prof. Dr. Johann Chapoutot (Paris), Prof. Dr. Teresa Pinheiro (Weimar, angefragt), Moderation: Michael Hesse (Erfurt) | MDR THÜRINGEN – Kulturnacht
»Das Volk sind wir!«
Erhard Stackl (Wien) und Dr. Andreas Braune (Jena) werfen einen Blick zurück auf die Rebellionen im Ostblock der 1980er Jahre | RADIO LOTTE
Too much future? Punk in der DDR
mit Maik Reichenbach und Henryk Gericke | RADIO LOTTE
Thomas Müntzer – fanatischer Rebell oder rebellischer Visionär?
mit Prof. Dr. Johann Chapoutot (Paris) und Dr. Thomas T. Müller (Mühlhausen) | RADIO LOTTE
Vom Rebellieren und Scheitern
Prof. Dr. Susanne Rau (Erfurt) im Gespräch mit Dr. Daniel Palm (Erfurt) u. a. | RADIO F.R.E.I
Dokumentarfilm
Der 15–minütige Dokumentarfilm, der für das »Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte« produziert wurde, untersucht auf unterhaltsame Weise am Beispiel von historischen und heute lebenden RebellInnen, wie sie rebellisch wurden, was ihr Rebellentum ausmacht und hinterfragt, ob vielleicht jede Gesellschaft genau diese Menschen dringend braucht. Auch wenn sie unbequem und streitbar sind. Oder gerade, weil sie unbequem und streitbar sind.
Der Film wurde auf die Außenwand des Bauhaus-Museums projiziert. Die Aufführung fand pandemie- und wetterbedingt im Juli 2021 statt.
Buch: Yvonne Andrä, Stefan Petermann
Regie, Produktion: Yvonne Andrä
Kamera, Schnitt, Farb- und Tonkorrektur: Wolfgang Andrä
Eine Produktion von 1meter60 Film