04.11.2023, 12.00 Uhr · Notenbank Weimar · Podium

Wie schnell waren das Mittelalter und die Frühe Neuzeit? Über Zeiten, Uhren und Beschleunigung vor der Moderne

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Flugzeuge und Autobahnen, Nachrichten in Echtzeit um den gesamten Globus, Termin nach Termin: Unsere Gegenwart kommt uns wie die schnellste Zeit aller Zeiten vor. Und all das habe mit den Eisenbahnen vor knapp 200 Jahren angefangen und sich seitdem immer weiter beschleunigt. Zuvor lebten die Menschen in aller Ruhe und Gelassenheit.

Während die Soziologie diese verbreitete Sichtweise teilt und davon ausgeht, dass die Beschleunigung des gesellschaftlichen Lebens ein Phänomen der Moderne sei, können Historiker*innen zeigen, dass es auch in früheren Zeiten schon Phasen gab, in welchen die Menschen das Gefühl hatten, dass die Zeit zu schnell vergehe. Das Podium möchte Zeitvorstellungen, Zeitrhythmen und Zeitwahrnehmungen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit diskutieren und dabei die Frage stellen, um welche Diagnose es sich eigentlich handelt, wenn die Menschen sagen, die Zeit vergehe schneller oder langsamer. Der Blick in frühere Epochen unserer Geschichte zeigt dabei auch, was wir oft allzu schnell vergessen: dass nämlich »Zeit« in Form von Kalendern, Uhren, Chroniken, Tagesabläufen, Marktzeiten, Gebetszeiten usw. menschliche Erfindungen sind, die erst durch ihre regelmäßige Nutzung in gesellschaftliche Strukturen übergehen und dadurch als »natürlich« erscheinen. Darüber diskutieren mit Ihnen:

  • Prof. Dr. Hans-Werner Goetz lehrte mittelalterliche Geschichte an der Universität Hamburg und interessiert sich seit jeher für die Mentalitäten der Menschen im Mittelalter.
  • Joseph Kretzschmar, M.A. erforscht in seinem Bremer und Erfurter Dissertationsprojekt den vielfältigen Umgang mit »Zeit« in »Bremens lokaler Zeitzone, 1400 bis 1600«.

Einführung und Moderation:
Prof. Dr. Susanne Rau ist Professorin für Geschichte und Kulturen der Räume der Neuzeit an der Universität Erfurt und erforscht dabei auch, wie der Umgang mit Zeit geschichtliche Räume schafft.

Veranstaltung in Kooperation mit der RaumZeit-Forschung der Universität Erfurt.