30.10.2025, 17.00 Uhr · Community Art Center Suhl · Kulinarik & Podium

Migrant*innen (nicht) willkommen? Der Umgang mit Geflüchteten in Thüringen seit 1990

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Schon im Sommer vor der deutschen Wiedervereinigung wurde das Migrations- und Asylsystem der Bundesrepublik in den neuen Bundesländern eingeführt. Nahe Tambach-Dietharz wurde mitten im Wald in einer ehemaligen GST-Einrichtung Thüringens erste Asylunterkunft eingerichtet. Bis 2003 lebten im »Neuen Haus« etwa 500 Geflüchtete aus 35 Ländern, teils unter schwierigsten Bedingungen. In der aufgeheizten Stimmung der 1990er Jahre kam es immer wieder zu Anfeindungen, Konflikten und Reformvorschlägen im Umgang mit Geflüchteten. Aus diesen ging auch die Gründung der Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl hervor.

Wie prägten diese frühen Entscheidungen und die schwierigen Bedingungen den weiteren Umgang mit Migrantinnen und Migranten in Thüringen? Wir schauen auf die hitzigen Asyldebatten der 1990er Jahre, die bis heute andauernden Versuche der Politik, den Problemen Herr zu werden, Ängsten und Vorbehalten vor Ort, aber auch Solidarität und Hilfe aus der Gesellschaft und aus dem Kreis der Geflüchteten selbst. Wir laden ein zu einer Spurensuche und viel Dialog. Wie Engagement von Geflüchteten heute aussehen kann, zeigt schon zu Beginn Lantern e.V. – und sorgt mit einer kulinarischen Begrüßung für Speis und Trank für alle Gäste.

Gäste:

  • Prof. Dr. Klaus Neumann ist Professor für Geschichte, lehrte bis vor kurzem in Melbourne und forscht nun auch zur Migrationspolitik im wiedervereinten Deutschland. In seinem Buch »Blumen und Brandsätze« (2024) vergleicht er den Umgang mit Geflüchteten in Ostsachsen und Hamburg – mit erstaunlichen Ergebnissen.
  • Emilia Henkel ist Historikerin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, wo sie zur Asyl- und Flüchtlingspolitik in Thüringen in den 1990er Jahren forscht. In ihrer Masterarbeit und verschiedenen Projekten hat sie die Geschichte des »Neuen Hauses« bei Tambach-Dietharz aufgearbeitet.
  • Dr. Jens Triebel war von 2006 bis 2018 Oberbürgermeister von Suhl und und managte Spannungen und Konflikte um die Einrichtung und Entwicklung der Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl zwischen den Vorgaben aus Erfurt, Sorgen vor Ort und verschiedensten Erwartungen aus der Stadt- und Zivilgesellschaft.
  • Elhan Gasimov wurde in Aserbaidschan geboren und flüchtete als Kind mit seiner Familie nach Deutschland. Von 2000 bis 2003 lebte er in der damaligen Erstaufnahmeeinrichtung von Thüringen im Mühlhauser Stadtwald, die schon als KZ-Außenlager und NVA-Kaserne gedient hatte. Heute ist er Unternehmer und spricht und schreibt über seinen Erfahrungen als Kind in dieser Asylunterkunft.

Kulinarische Begleitung und Projektvorstellung Lantern e.V.:

  • Behnam Golestani ist einer der Vorsitzenden von Lantern e.V., einer migrantischen Initiative, die – auch mit gemeinsamem Kochen – die Essensversorgung in Thüringer Asylunterkünften verbessert und soziokulturelle Projekte begleitet.

Moderation:

  • Dr. Andreas Braune ist wissenschaftlicher Leiter des Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte.

Eine Veranstaltung des Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte und der Thüringer Landeszentrale für politische Bildung, in Kooperation mit dem Community Art Center Suhl und Lantern e.V.