04.11.2023, 18.00 Uhr · Notenbank Weimar · Podium

Zeitwohlstand und Zeitsouveränität im 21. Jahrhundert

Man kann sie weder anfassen, riechen noch schmecken, und doch ist Zeit wohl eine der wichtigsten Ressourcen unserer Tage. Die Frage, wer oder was über unsere Zeit bestimmt, ist in einer individualistischen Gesellschaft eine Schlüsselfrage hinsichtlich der Autonomie oder Fremdbestimmung des Einzelnen. Über wie viel meiner Tages- und Lebenszeit kann ich selbst verfügen? Die Antwort auf diese Frage wird mehr und mehr zu einem Gradmesser für individuelle Freiheit und das Wohlstandsempfinden.

Es war ausgerechnet die Corona-Pandemie, die das in aller Deutlichkeit vor Augen führte, indem sie fast allen eine Auszeit verordnete, andere hingegen bis zur Erschöpfung beanspruchte. Mehr Zeit mit der Familie, als manchen lieb war und flexible Arbeitszeiten im Homeoffice hielten Einzug. Vieles, was sich im gesellschaftlichen Zeitmanagement vorher angedeutet hatte, wurde nun ins Zentrum gesellschaftlicher Debatten gerückt: Die Vier-Tage-Woche und Arbeitszeitkonten, Teil- und Gleitzeit, Sabbaticals und Auszeiten werden stärker als zuvor diskutiert. Ist da eine Wohlstandsgesellschaft auf einem Selbstfindungstrip? Oder meint mehr Freizeit von den Bedürfnissen der Arbeit und Familie auch mehr Engagement für Zivilgesellschaft und Politik? Braucht die Demokratie vielleicht sogar mehr freie Zeit ihrer Bürgerinnen und Bürger? Es diskutieren mit Ihnen:

  • Dr. Laura Hanemann ist Soziologin an der Universität Frankfurt und forscht unter anderem zum Zeitmanagement in der Arbeitswelt, insbesondere bei »Soloselbständigen«.
  • Prof. Dr. Norman Sieroka ist Professor für Theoretische Philosophie an der Universität Bremen und plädiert für einen taktvollen Umgang mit Zeit.

Moderation:
Dr. Andreas Braune wollte eigentlich nie wieder den Arbeits-Laptop mit in den Urlaub nehmen.